Veerle Vos Devos über Matthias Dietz
Vor vielen Jahren besuchte ich Matthias Branding-Agentur und wurde zusammen mit ein paar Kollegen zum Abendessen in sein Haus in Berlin Charlottenburg eingeladen. Matthias wirkte auf mich wie ein freundlicher, etwas zurückhaltender, scharfsinniger Designprofi. Es gab keine Show, kein großes Gerede, keine Prahlerei – was in der internationalen Designwelt eher eine Seltenheit ist. Was er mit leiser Stimme sagte, schien immer den Punkt zu treffen. Ich verstand, dass er auf gelassene Weise anspruchsvoll ist, und in seiner Agentur hatte er offensichtlich ein Team der Besten auf ihrem Gebiet zusammengestellt. Matthias schien ein umgänglicher, reflektierter Mann zu sein, mit einem scharfen Blick für Schönheit, Geschäft und Kommunikation und – nicht unwichtig – für ausgezeichnetes Essen. Das machte mich neugierig.
Seine Bereitschaft, bei jeder sich bietenden Gelegenheit zuzugreifen, kam voll zum Tragen, als Matthias gerade sein Studium als Industrie-Designer beendete. 1988 fuhr er getrieben von designtheoretischer und ethnografischer Leidenschaft zum Einkaufen nach Ostdeutschland. Er sammelte Alltagsgegenstände, lange bevor die Faszination für das Alltägliche in Mode kam. Mit einem gezielten Wurf hat er sich einen Platz auf der internationalen Design-Landkarte erobert: Denn als plötzlich die Mauer fiel organisierte er „SED-Schönes Einheitsdesign“, eine Ausstellung über die Gestaltung von Alltagsgegenständen in der DDR. Das war der Beginn einer Reihe von erfolgreichen Ausstellungen und Büchern über Design, schliesslich der Gründung seiner Branding-Agentur in Berlin. Nebenbei startete er den ersten Designversand überhaupt und entwickelte 1995 als einer der Ersten eine der großen, kommerziellen Websites.
Es wundert mich nicht, dass Matthias nun beschlossen hat, sich einer neuen Aufgabe zu widmen. Matthias ist ein Philanthrop, der teilen und geben will und immer das Ziel hat, Dinge zu verbessern. In seinem Ansatz ist Vertrauen der Schlüssel. Matthias praktiziert die Kunst, Menschen zu einem Konsens zu bringen. Er sagt einem nicht unbedingt, was man hören will, und seine Botschaft klingt oft unbequem und provokant. Er fordert seine Klienten bewusst dazu auf, in den Spiegel zu schauen, um sich der Lösung ihrer Fragen zu nähern. Aber wie ich selbst erfahren habe, ist es in der Regel eine gute Idee, seiner Vorgehensweise Vertrauen zu schenken, denn die größten Geheimnisse und ihre Lösungen sind immer an den unwahrscheinlichsten Orten versteckt…