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Peter Zizka über Matthias Dietz

Matthias Dietz ist ein Freund. Mit einigem Abstand betrachtet ist er aber auch ein mit Selbstdistanz gesegnetes, höchst lebendiges Design-Kompendium. In seiner Person fusioniert ein schonungslos ehrlicher Blick auf die so oft beschworene gestalterische Ergonomie – im soziologischen wie formalen Sinne. Das ist selten, in einer genieverliebten Design-Welt in der sich allzu oft die Selbstreferentialität die Türklinke in die Hand gibt und bunt gemalte Corporate Design Geschichten erzählt werden. Ich kann mir seine Fähigkeit zu dieser speziellen Form der Wahrnehmung, fernab einer rückhaltlos opportunistischen Gestaltungsgläubigkeit und Verkäufermentalität, nur als Teil seiner Familien DNA erklären. Seit zwei Generationen scheinen sich demnach die Dietzen ́s im inneren Kreis des Bauhauses (der Großvater finanzierte es zum Teil) bewegt, und den Diskurs rund um Ideen aus Dessau, als Teil der Familienkultur etabliert zu haben. Die bürgerliche Mehrheit, zu der ich auch mein Umfeld zählen würde, frönte dagegen zur gleichen Zeit dem Gelsenkirchener Barock und freute sich über günstige Preise der dazugehörigen Warenwelt im Massa Markt. Ich stelle mir in solchen assoziativen Momenten Matthias manchmal im Kontext einer Rams T1000 und Eames Lounge Chair Interiorwelt vor und die Eltern im blauen Dunst gefüllter Arne Jacobsen Aschenbecher. Mit Licht der ERCO Schienen an der Decke diskutieren sie dabei über „Powers of Ten“. Klischees zugegeben – aber etwas ist dran – denn nur so konnte sein von mir so geschätzter 360-Grad-Design-Blick entstehen, der ihn für Beratungsprozesse prädestiniert und den dogmatischen Design Rubikon überschreiten hilft.

Gespräche bekommen so oft eine ergebnisorientierte, katalytische Komponente. Die damit einhergehende Selbsterkenntnis zu akzeptieren ist manchmal unangenehm, bietet aber immer eine produktive Option zur Veränderung. Und diese ist ja in Zeiten der Dystopie des Gewohnten nicht von der Hand zu weisen. Gut jedenfalls, dass es Menschen wie ihn gibt.